Installation für die Ausstellung "Hans Kollhoff - Gerhard Merz"
Installation für die Ausstellung "Hans Kollhoff - Gerhard Merz"
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Installation für die Ausstellung "Hans Kollhoff - Gerhard Merz"

Hans Kollhoff - Gerhard Merz


Installation für die Ausstellung "Hans Kollhoff - Gerhard Merz"



Gerhard Merz hat in dieser ehemaligen Fabriketage einen Raum eingeräumt, der zur kritischen Aneignung durch die Kunst geöffnet ist. In diesen öffentlichen Raum hat Hans Kollhoff einen zweiten, ganz anders gearteten Raum hineingestellt: einen Innenraum, der zwar dem Galerie-Raum und dessen Achsen wie selbstverständlich anzugehören scheint, der aber den Besucher durch den unvorbereiteten Wechsel der Atmopshären, der mit dem Durchschreiten der neuen Raumgrenze als Erlebnis verbunden ist, gründlich überrascht. Wie ein kleiner Schock wirkt die angetroffene ungewöhnliche Privatheit, die einen zuerst glauben lässt, man habe sich in der Tür geirrt.
Denn was Hans Kollhoff hier als privat „eingerichtet“ hat, ist etwas gänzlich Anderes als der von Merz „eingeräumte“ öffentliche Raum. Stärker kann ein Kontrast kaum ausfallen: Wir treten ein in eine Raumhülle, ausgekleidet mit warmer hölzerner Täfelung und stoffbespannten Wandpaneelen, eingetaucht in das versöhnlich weiche Licht eines Kristallüsters. Dieser Raum der Wohnlichkeit verweist zurück auf die eigentliche Aufgabe der Architektur, uns zu behausen, eine Zelle der Geborgenheit und Besinnung zu gewähren, um uns in der Welt heimisch zu machen. Nietzsche hat diese kulturelle Dialektik in die schönen Satz gekleidet: " ...was um euch wohnt, das wohnt sich bald euch an: Gewöhnung wird daraus. Und wo man lange sitzt, da wachsen Sitten."
Kollhoffs Interieur rückt zwei Momente neu vor unser Auge. Es holt die Kunst wieder in den Lebenszusammenhang des Privaten zurück, in dem sie zuhause war, ehe ihr Kunsthandel und Museen eine neue Wahlheimat in reinen Kunsträumen anwiesen; und es erinnert uns an eine Form der Wohnlichkeit, derer wir uns im Zeichen des weißen Kubus der Moderne fast schon entwöhnt haben.
Nicht ohne Grund fühlt man sich in diesem Raum an Adolf Loos erinnert, der bis in die dreißiger Jahre Wohnungseinrichtungen von ähnlicher Intention verwirklicht hat, in denen sich Opulenz und Abstraktion die Waage halten. Man möchte sich in diesen Raum hineinsetzen und Adolf Loos lesen. Es bietet sich ein idealer Ort zum Nachdenken über Kunst und Architektur im 20. Jahrhundert; auch dem Verhältnis, in dem beide stehen, lässt sich in diesem „studiolo“ eine neue Ansicht abgewinnen.

Fritz Neumeyer, Rede zur Eröffnung der Ausstellung (gekürzt)
Ausstellungsort:Galerie Max Hetzler
Adresse:Schillerstraße 94
Berlin
Deutschland
Zeitraum:31.10.1997 - 06.12.1997
Link:Internetseite der Ausstellung


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