Wiedererrichtung des Berliner Schlosses
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Wiedererrichtung des Berliner Schlosses

Wiedererrichtung des Berliner Schlosses, Zweite Phase

Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR ) | 09/2008 | 3. Platz



Die Bürger wollen das Schloss. Dabei geht es aber nicht nur um die Wiedergewinnung der Stadtmitte und eine Vorstellung von Zentrum, sondern um die Verkörperung eines urbanen Selbstbewusstseins. Das Schloss muss deshalb als Ganzes glaubhaft sein. Wir haben es also nicht mit einem Humboldtforum, ummantelt von Schlossfassaden zu tun, sondern mit dem wieder errichteten Schloss, in dem das Humboldtforum sich entfalten kann.

Dem Baukörper Tiefe zu geben, ist wohl die größte Herausforderung des Schlossneubaus und der Schlüssel für den Auftritt des Schlosses als Ganzes, nicht nur als Hülle, von der Fensterleibung über die Portale bis zum Säulenkorridor und schließlich den Innenräumen, ob alt oder neu.

Der Besucher gelangt durch die Portale I und V vom Schlossplatz bzw. vom Lustgarten in den Schlüterhof, der mit seinen rekonstruierten und komplettierten "Lauben" als festlicher Stadtraum begriffen wird, der Tag und Nacht passierbar ist, um die originäre, das Stadtzentrum konstituierende Wegebeziehung vom Alexanderplatz über die Kurfürstenbrücke durch das Schloss hindurch zu den Linden wieder in Erinnerung zu rufen. Die gesamte Westseite des Schlüterhofes tritt als verglastes tektonisches Gerüst in Erscheinung, das sich von der gegliederten Masse des Schlüterschen Baus befreit hat, aber doch ganz unmissverständlich aus ihm hervorgegangen ist. Die Ummantelung ganz unterschiedlicher Vorgängerbauten durch die Fassaden Andreas Schlüters wird hier noch einmal durch ihr morphologisches Gegenteil, die Entkleidung, thematisiert und als Empfangsgebärde des Humboldtforums inszeniert.

Durch diesen neuen, brückenartig eingefügten Westflügel des Schlüterhofes hindurch gerät man in den Sog der Agora, die sich in barocker Elastizität hochtreppt, dem point de vue der ehemaligen Schlosskapelle, die nunmehr als "Laterne" fungiert, entgegen. Die Seiten des Raumes werden aus schwingenden Rampen gebildet, die eine gleitende Bewegung zwischen den Etagen ermöglichen und gleichzeitig einen theatralischen Raum bilden, der alle Aktivitäten fokussiert, der schon beim Eintreten das Ganze erfahrbar macht, Orientierung ermöglicht und gleichzeitig Neugierde weckt. Unterstrichen wird dieser Eindruck durch Lichtschlitze zwischen den terrassierten, sich abwechselnd der Agora und den Ausstellungsräumen zuwendenden Rampen. Diese Fuge erlaubt nicht nur eine kontrollierte, indirekte Tageslichtführung, sondern vermittelt auch zwischen den originalgetreu rekonstruierten Geschossdecken, die das Herantreten des Museumsbesuchers an die Schlossfenster erlauben und den versetzten Agorabalkonen, die den geforderten Raumhöhen der Nutzungsbereiche entsprechen.

Der Schweizer Saal gehört zusammen mit den weiteren Paradekammern, den Elisabethkammern, den Königskammern, den Kunstkammern als Keimzelle der Berliner Museen, dem Pfeilersaal, dem Garde-du-Corps-Saal, dem Saal des Staatsrates und der Wohnung Friedrich Wilhelm IV. mit dem Teesalon und seiner berühmten Rundbank zu den originalgetreu oder aber als Rohling am ursprünglichen Ort zu rekonstruierenden Räumen des Schlosses.

Warum sollten Indianerboote im detailgetreu rekonstruierten Silberkabinett nicht möglich sein? Das hätte eine surreale Qualität (die Begegnung von Regenschirm und Nähmaschine auf einem Seziertisch) und käme damit als avanciertes Kombinatorik-Verfahren dem zeitgeistigen Bedürfnis nach Inszenierung ausgesprochen entgegen. Vielleicht wurden die Objekte (Indianerboote und Tafelsilber) ja zur gleichen Zeit gebaut - oder geraubt, wer weiß?
Planungsbüro:Prof. Hans Kollhoff Generalplanungs GmbH
Projektleitung:Stéphane Lipptisch • Dieter Gretscher • Patrick Gründel
Auslober:Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR )
Wettbewerbsstandort:Berlin
Deutschland
Wettbewerbsform:Internationaler Realisierungswettbewerb
Platzierung:3. Platz
Beteiligte Fachplaner:
Download Datenblatt:Wiedererrichtung des Berliner Schlosses, Zweite Phase [PDF]
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